Hallo Zusammen, meine ersten Erfahrungen nach knapp 400 Kilometern mit der Tuareg:
Der Motor überzeugt in allen Lebenslagen. Selbst aus Drehzahlen um 3.000/min beschleunigt er sofort und kräftig hoch. Enorm drehfreudig und Lastwechsel sind – vor allem im Vergleich zur Caponord – kaum zu spüren. Die Abstimmung zwischen Schiebebetrieb und Last ist exzellent. Eine so feine Abstimmung hatte ich noch bei keinem Motorrad und von einem Bekannten, der Motorsteuergeräte appliziert weiß ich, dass das die hohe Schule ist.
An den Quickshifter muss ich mich gewöhnen und es ist vielleicht die größte Umstellung. Funktioniert meist perfekt, aber ich hatte ein paar Situationen, wo ich – wahrscheinlich aus Gewohnheit – Zwischengas gegeben oder irgendwas anderes falsch gemacht habe: Jedenfalls tat es einen Satz und die Tuareg machte unerwartete Dinge. Da bin ich noch nicht ganz warm mit geworden und im Stadtverkehr benutze ich – vor allem beim Runterschalten – lieber die Kupplung. Beim Hochschalten schaltet der Quickshifter bei niedrigen Geschwindigkeiten und unter Teillast dagegen super weich. Bei Volllast sowieso.
Fahrwerk ist wunderbar leichtfüßig und kurvengierig. Der Spaßfaktor ist hier nochmal deutlich höher als bei der Caponord, obwohl die auch schon ziemlich weit oben war. Die Grenzen verschieben sich hier nochmal etwas weiter, man kommt schon schnell in eine Art "Angriffmodus".
Die Sitzbank scheint mir nicht ganz optimal zu sein. Musste die letzten 100 Kilometer wegen einbrechender Dunkelheit und dem Wunsch, nach Hause zu kommen, B9 fahren und rutschte zum Schluss ziemlich genervt hin und her, um eine optimale Sitzposition zu finden. Das kann aber auch daran liegen, dass ich in Motorradjeans fuhr oder daran, dass es einfach nach einem langen, heißen Tag immer noch 24 Grad war und ich einfach keine Lust mehr hatte. Jedenfalls muss ich das beobachten und eventuell noch in die Komfort-Sitzbank investieren.
Das Aprilia MIA ist ein schönes Spielzeug, wenn man wissen will, dass man im Wispertal nur selten über 60% Gasöffnung war, nur einmal über 0,5g Beschleunigung und nie mehr als 50 kW Power abgerufen hat. Telefonanbindung funktioniert zwar über mein Headset, aber ich kann weder Musik hören noch die Navi-Ansagen. Brauche ich auch nicht unbedingt, aber wenn es eigentlich funktionieren sollte und es dann nicht tut, nervt es. Die Navigation an sich ist schon brauchbar, da sie ja immerhin mehrere Routen anbietet und auch Routeneinstellungen hat. Aber ich kann keine Routen importieren oder am Rechner planen, es gibt keine POIs und es lassen sich keine Orte abspeichern. Was ich am meisten vermisse: dass ich den Straßenverlauf mit den Kurvenradien nicht sehe. Also werde ich mein TomTom wieder installieren.
Wofür die Tuareg definitiv nicht geeignet ist: Stadtverkehr. Musste leider aus Gründen komplett durch Mainz und Wiesbaden bei über 30 Grad. Da wird es - zumal in Motorradjeans - schon ordentlich warm am Bein...
Unterm Strich also eigentlich alles toll, aber ich war sowohl am Samstag wie auch am Sonntag nach gut 200 Kilometern völlig fertig, was auch an einer leichten Erkältung, der Schwüle oder der Hitze gelegen haben könnte. Also: Mir kam es ziemlich anstrengend und fordernd vor, was ich von der Caponord jetzt nicht so gewohnt war. Deren Souveränität geht der Tuareg ein bisschen ab. Kann aber an den Umständen gelegen haben.
Schönen Gruß aus Bonn!
Vielleicht passt es ja nach ein paar tausend Kilometern,dann hast du dich an das Moped gewöhnt mit all seinen guten Eigenschaften und vielleicht auch Macken 