Ich habe eine 2007er-Shiver, die ich im Sommer 2008 als Vorführmotorrad gekauft habe. Sie ist seitdem mein Hauptverkehrsmittel und hat mich 20.000 Kilometer weit getragen.
Die wenigen Probleme, die es gab, gingen anstandslos auf Garantie - als da wären: Rechenmodul ausgetauscht, das die Drosselklappe regelt - im S-Modus nahm sie kein Gas zurück; Instrument ausgetauscht, nachdem Kondenswasser eingedrungen war und der Blick auf Tacho und Drehzahl deshalb etwas milchig aussah; Auspuffschelle ersetzt, die sich auf einer Tour gelöst hatte. Das wars. Außerdem habe ich die Fahrersitzbank einen Zentimeter aufpolstern lassen (ist seitdem langstreckentauglicher) und die Alu-Rasten von DPM installiert. Die sehen nicht nur besser aus, sondern bieten den Füßen auch entspannteren Halt. Der Händler hatte dem Motorrad bereits vor meinem Kauf ein selbst konstruiertes Dichtgehäuse für den Tachogeber montiert. Die Dunlops habe ich sehr schnell gegen Pilot Road 2 ausgetauscht - und das war eine gute Entscheidung. Grip ist derselbe, bei Nässe eindeutig besser, die Laufleistung riesig: Ich wechsle meine jetzt mit 3mm Profil nach 15.000 Kilometern aus.
Ansonsten ist das Motorrad großartig. Sie springt bei jeder Temperatur an, läuft auch kalt (fast) rund und zeigt keine Verschleißerscheinung, optisch wie fahrerisch. Da die Shiver schlicht, modern und chromfrei gestylt ist, stört etwas Schmutz die Optik kaum. Einmal blankgewienert sieht sie aus wie neu.
Und so fährt sie auch. Alles straff, alles clean. Der Motor zieht wie am ersten Tag. Alles ist dicht. Keine Reparaturen, keine mechanischen Probleme, kein Klappern auf Kopfstein, keine Veränderung am Getriebe. Das Motorrad ist wirklich außergewöhnlich solide konstruiert.
Meistens bin ich in der Stadt mit ihr unterwegs. Einige Monate bin ich jede Woche zwischen Berlin und Dresden gependelt (je nach Zeit und Laune Landstraße oder Autobahn). Um die 8.000 Kilometer stammen von Touren durch die sächsische Schweiz oder nach Österreich.
Bei einer Extremfahrt vergangenen August fuhr ich ca. 7 Stunden fast am Stück durch strömenden Dauerregen. Der Shiver war das egal. (Mir weniger, weil bis auf die Haut nass. Auch die Gepäcktasche kapitulierte vor den Wassermassen.)
Das war auch die einzige Strecke, bei der es irgendwann nur noch ums Ziel ging und nicht um den Weg. Mir macht sie immer mehr Spaß, je länger ich sie fahre und je besser ich sie kenne. Man bekommt ein Gefühl, wann man mit S- und wann mit T-Mapping fährt und möchte die Elektronik dann nicht mehr missen. Sie lässt sich im Langsambetrieb in der Stadt perfekt beherrschen, was auch mit der leicht dosierbaren Kupplung zusammenhängt. Ohne lässt sich halt kein Kringel in Volleinschlag fahren. Und wenn man sie laufen lässt - was soll man sagen... Landstraßenkurven sind halt ihre Domäne. Es ist erstaunlich, wie heftig und schräg sie sich in die Kehren legen lässt. Mit etwas Übung stellt man fest, dass sie ihren Grenzbereich schön sanft übers Hinterrad ankündigt und damit immer beherrschbar bleibt. Schöne S-Kurven, wie es sie häufig in der Steiermark gibt, fühlen sich fast an wie Slalom-Schwünge auf Skiern.
Echt cooles Gerät.