Ich hab heute morgen den 300'sten Kilometer mit der Dorsoduro absolviert. Genug um erste Eindrücke mal zusammenzufassen. Einiges wurde hier schon angesprochen aber vielleicht gibts ja noch Unentschlossene.
Dazu muss noch gesagt werden dass ich mich noch an die Vorgaben fürs Einfahren halte, sprich max-RPM=6000, Tourenmodus
Also vom Handling und Fahrgefühl bin ich nach wie vor begeistert. Die Sitzposition ist gut, bis 130kmh ist der Fahrtwind kein Problem. Bei enduromäßig gehobenen Ellenbogen sieht man je nach Armlänge in den Rückspiegeln weitgehend eben diese. Ich hab relativ kurze Arme da geht das noch.
Die Sitzbank ist für meine täglichen 44km bequem genug und schätzungsweise auch für mittlere Strecken brauchbar. Für's Kilometer reißen würd ich vermutlich auf die Gel-Sitzbank vom Aprilia Zubehör zurück greifen.
Von der Ergonomie her fehlt mir noch ein Helmschloß. Wenn man sein Bike ins Parkhaus stellen kann ist es lästig trotzdem seinen Helm mitzuschleppen. Auch find ich die Gepäckmöglichkeiten serienmäßig mangelhaft (Taschenträger nur mit Durchbohren der Heckverkleidung, Gepäckbrücke gibts gar nicht) aber da muss man halt selber ne Lösung finden. Ist ja schließlich keine Gummikuh.
Der Motor springt zuverlässig, auch bei 0°C direkt an und läuft auch kalt gleichmäßig. Leichtes Stottern gibts allerdings beim Rollen im Standgas wenn es leicht bergauf geht. Bei Stop+Go in der Stadt geht selbst bei den aktuellen Temperaturen um die 10°C schonmal der Lüfter an. Ich bin gespannt wie das erst bei 35°C im Sommer aussieht. Evtl. ist ein Kühlerschutz da kontraproduktiv.
Im Tourenmodus geht die Dorso gleichmäßig, sanft aber bestimmt ans Gas. Wenn man bei 5000RPM allerdings das Handgelenk schnappen lässt werden die Arme schon ein Stück länger. Das lässt viel für den Sportmodus erwarten.
Negativ fällt mir bisher der Spritverbrauch auf. Ich pendle jeden Tag 44km mit ca. 2/3 Autobahn und 1/3 Stadtverkehr und komme bisher auf angezeigte 7,0 L und errechnete 7,2 L. Wenn die Reserveleuchte angeht gehen gerade mal knapp 9,5 L von möglichen 13 L in den Tank. Das ist etwas dürftig vor allem da ich die Maschine ja noch einfahre, evtl. schieb ich mal ne Messung im "Rain"-modus dazwischen. Der Tank selber ist mies entworfen. Es ist fast unmöglich zu tanken ohne dass der erste Spritzer aus dem Zapfhahn direkt wieder rausgeflogen kommt und wenn man gerade stehend bis zum Verschlußhals voll macht laufen bestimmt 200ml beim Abstellen auf den Ständer wieder aus dem Überlauf raus.
Die Vorderradbremse ist Spitze, ich hab mich zwar noch nicht zu einer ABS Bremsung hinreissen lassen aber Verzögerung, Hebelkraft und Bremspunkt lassen keine Kritik zu. Die Hinterradbremse ist etwas schwammiger und das kurze Pedal sorgt dafür dass man die Bremskraft schlechter dosieren kann weil der Fuß abkippt wenn man nicht ganz drauf steht.
Der hydraulische Kupplungshebel wird bei Stop+Go nach einer Weile anstrengend. Das Schalten selbst geht butterweich.
Eine Ganganzeige vermisse ich leider, im Handbuch wird die zwar an einer Stelle erwähnt aber ich denk die ist beim Softwarewechsel von Shiver nach Dorso weggefallen.
Insgesamt bin ich nachwievor von meiner Kaufentscheidung überzeugt und kann die Dorso empfehlen. Das Bike macht viel Spaß und ist sehr entspannt zu fahren. Auch wenn es keine Reisemaschine und kein hartes Sportgerät ist kann man sich doch vorstellen dass sie prinzipiell für beides brauchbar ist, ggf. mit entsprechender Umrüstung.