Schöner Thread!
Der Erfolg der Shiver-Modellpflege hält sich wirklich in Grenzen. Die ersten Baujahre sahen von der Farbgebung her deutlich wertiger als die aktuellen Modelle aus und die Lampenmaske gefällt mir persönlich weniger als der ursprüngliche Naked-Bike-Look.
Technisch hat sich so gut wie nichts getan. Ich pflichte Hirnretter bei, dass es schon super wäre, wenn sie die angegebene Leistung erreichen würde. Ich hätte die Shiver aber auch gekauft, wenn nur 85 PS im Brief stünden.
Ich hatte mal eine 1000er Monster, die mit 84 PS angegeben, meistens aber mit über 90 PS getestet wurde. Die fühlte sich nicht nur wegen der 250 Kubik mehr, deutlich kräftiger an. Im Topspeed war sie der Shiver um 15 bis 20 km/h überlegen, was für eine deutlich höhere Endleistung spricht.
Die Frage ist: Welche Anforderung habe ich an mein Motorrad?
Für mich sollten es 2 Zylinder sein. Triple-Gezwitscher und Four-Gesäusel mag ich nicht wirklich.
Nackt sollte sie sein. Lieber ein bißchen Winddruck als dieses Verkleidungsgetöse am Helm. Von der Optik her ganz zu schweigen.
Ich bin mit 1,84 m und 120 kg leider ziemlich feist; ich habe mich aber noch nicht aufgegeben, so dass BMW oder Harley-Davidson schon mal rausfielen. Die Shiver ist aktuell eins der wenigen unverkleideten Motorrädern, dass unter mir nicht aussieht wie ein BMX-Rad.´
Leistung ist nicht alles. 150 PS in einem Naked-Bike sind heute keine Seltenheit mehr; ich habe für mich aber festgestellt, dass es mehr Spaß macht, einen Motor auszuquetschen und trotzdem noch in einigermaßen lebensbejahenden Geschwindigkeiten unterwegs zu sein, als einmal kurz am Kabel zu ziehen und schon stehen 200 auf der Uhr. Mit Anfang Mitte 20 hatte ich ne scharfgemachte 1200er-Bandit mit 140-Prüfstands-PS und ich bin froh, dass ich diese Phase überlebt habe. Mit einem aktuellen 1000er-Superbike mit 180+ PS würde ich mich tot fahren, wenn es vorher nicht in meinem A... verschwindet......
Fahrwerkseinstellmöglichkeiten kann man haben, muss man aber nicht. Die Abstimmung der Shiver ist für meinen Geschmack ok. Am voll einstellbaren Fahrwerk meiner damaligen Monster hatte ich mich schon mal so verzettelt, dass ich Mühe hatte, sie wieder fahrbar zu bekommen.
Das sind alles Probleme, die die Tester einer Motorradzeitschrift natürlich nicht haben oder nicht bewerten können.
Es gibt zwar ein tolles Gefühl, wenn man "objektiv" bestätigt bekommt, sich für das richtige entschieden zu haben, ob man damit glücklich wird, ist die nächste Frage. Blutleere Autos von VW gewinnen ebenfalls reihenweise Vergleichstests, sprechen mich aber emotional an wie eine Waschmaschine. Da bin ich froh, wenn ich von einem Firmenwagen wieder in meinen 10 Jahre alten 5-Zylinder-Volvo steige, der etwas klappert und säuft, wie ein Loch, aber dafür bollert und schiebt und Sitze hat, in die ich auch mit meinem Bioprene-Anzug passe wie angegossen.
Viele Grüße,
Steffu.