50.000 km Dauertest Abschlussbilanz

  • Tach!

    Eins vorweg: die bereits hier heiß diskutierte Ursache für den Motorschaden (Kolbenbolzen hinten oval, Pleuelauge mit deutlichen Laufspuren) steht immer noch nicht fest. Die Kurbelwelle geht zur Begutachtung ins APRILIA-Werk. Ursache könnte laut Stellungnahme des Importeurs die Verwendung einer falschen Ölviskosität sein, denn der Motor hatte zeitweise auch Startprobleme, was angeblich auch durch eine nichtpassende Ölviskosität verursacht worden sein kann. Die Lagerspiele der Hauptlager befinden sich am Ende der Betriebstoleranz. Interessant: die Öldruck-Kontroll-Leuchte flackerte hin und wieder, OBWOHL der Ölstand korrekt war. Ach ja: eine neue KW kostet "nur" € 630 (verpresst, keine Reparaturmöglichkeit).

    Ansonsten ist zu vermelden, dass alle Auslassventile und drei Einlassventile undicht sind, was zwar die Beschleunigungswerte etwas verschlechterte, der Durchzug blieb aber gleich gut (sogar einen Hauch besser). Kompression dennoch auf hohem Niveau, anfangs beide 13.5, zum Abschluss hinten ca. 12.3, vorne ca. 12.7 (sieht in der Grafik allerdings genau andersherum aus). Schuld am Kompressionsunterschied soll eine fehlerhafte Kolbenringmontage hinten sein, ich nehme an NACH dem Wiederzusammenbau nach KW-Tausch. Die Leistung lag in der Abschlussmessung um ein PS (59 bei 8200) höher. Ventilführungen und -schäfte kaum Verschleiß, Nockenwellenlager und -profile in gutem Zustand. Kaum Verschleiß zeigen die Zylinderlaufbahnen, Kolben sind aber am Ende der Betriebstoleranz.

    Die Druckfeder der beweglichen Abtriebscheibe ist zu kurz, die Führungsschuhe der Antriebsscheibe weisen zuviel Spiel auf. Die Riemenscheiben weisen deutliche Vertiefungen auf, der Innendurchmesser der beweglichen Riemenscheibe befindet sich an der Verschleißgrenze. Die Beläge der Fliehkraftkupplung sind tadellos!

    An Rahmen und Motorgehäuse ist stellenweise Lack abgeplatzt ( ich weiß, wie die Hiwis den Dampfstrahler draufhalten!), ansonsten ordentlicher Zustand von Anbauteilen, Schwinge und Fahrwerk. Die hintere Bremsscheibe ist verschlissen, die Beläge der Feststellbremse auch, angeblich ist jemand mit angezogener Handbremse gefahren!). Die vorderen Bremsscheiben und Beläge wurden bei 37.741 km gewechselt, Scheiben rubbelten. (Da die Testmaschine kein ABS hatte, gibt es im Text keine Stellungnahme zu den Problemchen einiger Fahrer, die sich telefonisch in der Redaktion gemeldet hatten, so wie ich auch - daher weiß ich davon).

    Sonst war nur der Spaß mit dem hängenden Gaszug zu regeln (Rückrufaktion), eine Krümmerdichtung machte schlapp und der klemmende Blinkerschalter musste getauscht werden.

    Reifen wie gehabt: Qualifier nicht empfehlenswert, Roadsmart, Metzeler Z6 Interact oder Pirelli Diablo Strada sind die bessere Wahl (bekanntlicher Weise fahre ich Pirelli, m.E. der Hammerreifen für die MANA).

    Kosten pro Kilometer: 15,9 Cent ohne WV, 24,9 mit WV.

    Die Lesererfahrungen sind absolut positiv, niemand ist entäuscht (auch ich nicht, *g*), das Konzept begeistert. Schade, ohne die Pleuellagersache wäre die MANA unter den Top Ten in der Dauertestwertung.

    LG

    Claus

    PS: Hehe, wie ist der Test überschrieben?



    manamana - MyVideo

    Mana-Mana ... badibidibbi...

    Das Gas ist rechts!

    ... zumindest war es das bisher bei: Hercules MK4 X, Vespa 125 Primavera, Yamaha SR 500, Moto Guzzi V 65, Yamaha TR 1, Ducati 900 SS, Honda CB 250 RS, Aprilia 125 AF1 Sport Pro, Honda NTV 650, Suzuki GSX 750 1AE, Aprilia Mana NA 850, KTM 990 SMT, KTM ADVENTURE 1050, KTM SUPERDUKE 1290 GT, KTM 1290 ADVENTURE S ...

    12 Mal editiert, zuletzt von Hirnretter (9. Januar 2010 um 11:24)

  • Tach!


    Eins vorweg: ...

    Eins hinterher: hier ist der Link>>

    LG

    Claus

    Das Gas ist rechts!

    ... zumindest war es das bisher bei: Hercules MK4 X, Vespa 125 Primavera, Yamaha SR 500, Moto Guzzi V 65, Yamaha TR 1, Ducati 900 SS, Honda CB 250 RS, Aprilia 125 AF1 Sport Pro, Honda NTV 650, Suzuki GSX 750 1AE, Aprilia Mana NA 850, KTM 990 SMT, KTM ADVENTURE 1050, KTM SUPERDUKE 1290 GT, KTM 1290 ADVENTURE S ...

  • Hey!

    Schon seit dem Erscheinen des Testes vom 8.1.2010 in der Zeitschrift Motorrad juckt es mich
    in den Fingern meinen Kommentar dazu abzugeben. Es ist ja bekannt, dass die Schreiber des
    Artikels mit denen, die den Motor zerlegen und vermessen meist nicht die gleichen sind; da
    gibt es schon mal Kompetenzüberschneidungen.

    Ventilsitze -->falsch sein kann:
    a: Ventil am Tellergrund krumm (eher unwahrscheinlich)
    b: Ventilführung hat Schräglage durch falschen Bohrwinkel (eher unwahrscheinlich)
    c: Ventilsitzring ist zu weich und/oder Sitz schräg eingeschliffen (eher)
    d: Ventilkopf zu weich und verspannt (sehr wahrscheinlich [meine Meinung])

    Zylinderköpfe mit vier Ventilen und zwei Zündkerzen haben wenig Fleisch übrig, weil man auf
    große Ein- und Auslasskanäle achten muss. Eine Verspannung durch Zünddruckbelastung ist zu
    erwarten ( punktuelles Belasten des Ventilsitzes und breitklopfen bis der Sitz stimmt ).
    "Motorrad schreibt: Alle Auslassventile sowie drei Einlassventile sind undicht, die
    Auslassventilsitze deutlich verbreitert... ".Das kann man mit den Kompressionsdiagrammen
    nachvollziehen, da wird ohne Zünddruck gemessen. Aber woher kommt der Leistungszuwachs auf
    dem Prüfstand nach 50000 km? Kann doch nur erklärt werden durch eingefahrenen Motor ( =
    weniger Leistungsverlust durch Reibungswärme) und durch sich mit der Zeit eingeschlagenen
    ( also dichten ) Ventilen. Undichte Ventile bei 50000 km und Durchblasen sieht anderst aus.
    Für mich ist das relativ unbedenklich.

    Ganz anderst sehe ich das mit dem Kolbenbolzen-Verschleiß. Wenn man sich das
    Kurbelwellenbild auf Seite 41 des Testes ansieht ist zwar das richtige Pleuel des hinteren
    Zylinders durch eine Zusatzbemerkung hervorgehoben, ............... aber wenn man sich
    gedanklich die Pleuel in die richtige Einbaulage an den oberen Totpunkt bringt dann habe ich
    persönlich Probleme damit. Es fallen nämlich die Ölschmiertaschen (Bohrungen) allesamt in
    den hängenden Bereich, da der Motor zudem noch etwas nach hinten geneigt ist. Wie soll da
    der so notwendige Schmierstoff an diese so explizite Stelle kommen. Ich glaube, dass die
    Pleuel 180° verdreht um die Hochachse auf der KW montiert sind. Also falsch montiert sind.
    Vielleicht war das ein einmaliger 'Ausrutscher' bei der abgebildeten Kurbelwelle.

    Jetzt muss ich ein bischen ausholen, damit es untermauert wird. Das Schmieren eines
    Gleitlagers erfolgt am Besten durch Druckölschmierung; das bildet dann bei der Rotation
    einen Schmierkeil aus, der den Zapfen (Bolzen) gleitend schwimmen läßt. Der Kolbenbolzen
    macht aber keine Rotation, sondern ist nur oszilatorisch in Bewegung d.h. er bewegt sich nur
    hin und her oder ein Stückchen vor und wieder zurück. Da die Bewegung in den zwei Richtungen
    nie genau wieder mittig endet, dreht sich der Kolbenbolzen ganz langsam in irgendeine
    Richtung. Das ist gewollt und verhindert punktuellen Verschleiß. Zur Verschleißminderung
    hilft die beste Druckschmierung nichts, weil kein Schmierkeil aufgebaut werden kann. Also
    muss Spritzölschmierung genügen. Damit es noch besser geht nutzt man die Beschleunigung des
    Pleuels aus. Das Pleuel hat im oberen Auge eine konische Bohrung. Diese ist normalerweise
    senkrecht zur Pleuelachse. Da dies aber in Bezug auf Festigkeit kritisch ist, bohrt man sie
    gerne etwas schräg aus der Hauptachse. Um den 'Fangtrichter' gross zu machen verdickt man an
    dieser Stelle das Material ( an der Mana ist deutlich eine viereckige Warze zu sehen) und
    hat auch noch gleichzeitig eine Verbesserung der Materialfestigkeit. Wenn sich nun das
    Pleuel in der Aufwärtsphase befindet drückt der Kolben mit dem Bolzen durch Massenkraft dagegen und das
    Lagerspiel hat 'Oben' Luft. Die Beschleunigung nach oben drückt den Trichterinhalt in diesen
    Spalt und der Kolbenbolzen ist voll Öl und besser geschmiert. Das funktioniert, wenn der
    Trichter nicht hängend ist; denn dann kann er kein Öl halten, weil die Beschleunigung den
    Trichter 'Leerzuzelt' ( Hochdeutsch: aussaugt ).

    Das Ganze funktioniert aber nur bei exakten Toleranzen zwischen Kolbenbolzen und Pleuelauge.
    Man muss einerseits dafür sorgen, dass sich ein gewollter Schmierspalt einstellt,
    andererseits darf er nicht zu gross werden, weil dann Passungsrost entsteht der den
    Lagersitz zerstört.

    Motorrad: "Beim Tausch des defekten Kolbenbolzens...samt Motorrevision hatten korrekte Werte
    aller beteiligten Bauteile Priorität" ---> Heißt wohl Passung war falsch aber jetzt machen
    wir es ganz korrekt. Spricht auch dafür : Motorrad: "....Der Kolbenbolzen des hinteren
    Zylinders war oval...." oder mit anderen Worten: der Bolzen wurde so heiß durch fehlenden
    Schmierstoff, dass er sich im Kolben klemmend festsetzte und der Abrieb immer nur an der
    hoch belasteten Druckstelle im Pleuelbereich erfolgte.

    Anmerkung von mir : Ich sehe da so komische Parallelen zur Deutschen Bahn. Wollen die etwa
    auch in die Börse?


    Gruss vom Vauzwo

    edit wegen unklarer Sätze

    Einmal editiert, zuletzt von vauzwo (17. August 2010 um 22:38)

  • Toll,

    volle epische Breite (heißt: viel Text), aber trotzdem spannend geschrieben.

    War echt lehrreich. Danke

    Brumm

  • Tach!

    Hm, interessante These, aber gleich zwei falsch montierte Pleuel?. Hilft uns diese Zeichnung da weiter?


    Quelle (unten auf Kurbelwelle Mana GT clicken)

    LG

    Claus

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  • Hallo!

    Gut, dass du ein Bild eingestellt hast. Jetzt sieht man deutlich, dass ich mit den Ölbohrungen recht habe, wenn die Ersatzteilzeichnung stimmt. In Deiner Zeichnung sind die Bohrungslöcher richtig ( und sie stehen sogar im oberen Totpunkt :) )

    Gruss vom Vauzwo

  • Tach!

    Hm, dann gucke ich schief. Wenn ich - beispielsweise - einen Bleistift durch die oberen Pleuelaugen stecke und die KW anhebe, beide PL also parallel sind, dann ist doch auch auf der Ersatzteilzeichnung beim riemenseitigen PL die Bohrung aussermittig hin zur Riemenseite und beim Lima-PL aussermittig hin zur Limaseite. So isset doch aber auch auf dem Bild aus der MOTORRAD?! ?(

    LG

    Claus

    Das Gas ist rechts!

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  • Mit den Bleistiften ist das gut!!!!! ( das ist jetzt positiv zu lesen, nicht dass da jemand falsche Interpretation liest):

    Nimm die Bleistifte (Ersatz als Kurbelwellenzapfen) und hänge damit die KW so auf, dass die Ausgleichsgewichte nach unten schwingen (wie in Deinem Bild), dann sind im einen Fall ( Bild Motorrad) die Löcher außen und im Bild von Dir die Bohrungen innenliegend. D.h In Deinem Bild muss man die PL nur um 90° zuklappen und im Bild vom Motorrad muss man die PL um 270° um die KW führen!!!!

    Vauzwo
    Nochmal edit: Außen und Innenliegend ist schlecht beschrieben von mir: Blick senkrecht auf einen KW-Stumpf ( egal Lima oder Riemenseite Hauptsache axsial ). Dann ist im einen Fall der Abstand der Bohrlöcher zueinander gross ( Motorrad) und im andern Fall liegen die Bohrungen enger zusammen ( weil ja innenliegend ). Notfalls mache ich eine CAD-Zeichnung, um das explizit darzustellen.

    2 Mal editiert, zuletzt von vauzwo (18. August 2010 um 15:28)

  • ... Notfalls mache ich eine CAD-Zeichnung, um das explizit darzustellen.

    Ne, nicht mehr nötig. Jetzt hoffe ich nur, dass die MOTORRAD das Bild, wie schon öfter mal, nicht spiegelverkehrt abgedruckt/eingefügt hat, denn dann:


    *duckundwech* :guck

    Das Gas ist rechts!

    ... zumindest war es das bisher bei: Hercules MK4 X, Vespa 125 Primavera, Yamaha SR 500, Moto Guzzi V 65, Yamaha TR 1, Ducati 900 SS, Honda CB 250 RS, Aprilia 125 AF1 Sport Pro, Honda NTV 650, Suzuki GSX 750 1AE, Aprilia Mana NA 850, KTM 990 SMT, KTM ADVENTURE 1050, KTM SUPERDUKE 1290 GT, KTM 1290 ADVENTURE S ...

  • ==> denn dann: <<
    wärs richtig, wie auf dem letzten Bild gezeichnet :)

    Wie geschrieben, die Kompetenz und die Endkontrolle zwischen Schrauber und Schreiber LoL. Eine Beschriftungszeile wäre immer eine Hilfe, damit im Layout ein Spiegel erkannt wird. Aber beim heutigen Druck geht es über scannen und copieren, da kommen nicht so schnell Bilderdreher rein.

    Ich persönlich denke, dass 'Mana' einen speziellen Blick auf Passungswahl legen wird (da ist immer noch der Schock von der RSV4 , wo angeblich in der Gesenkschmiede die Schmiedeform eine Kerbwirkung hatte ). Wozu gibt es Endkontrolle und Nacharbeit. Die Nacharbeit ist beim Gesenkschmieden immer notwendig, weil irgendwo beim Zusammenschlagen der Formteile ein Grad entsteht der weggeschliffen werden muss. Meine Meinung ist: Das Pleuel hat ein zu kleines Auge wegen der Höchstdrehzahlen und die Journalisten habens so richtig über der Höchstdrehzahl im Stand krachen lassen, um Show zu machen. Dann hats einfach die Pleuel zerrissen. Soweit zur RSV4.

    Ich bin dann jetzt mal *duckundwech* für mehrere Wochen und in dem Dschungel, wo wir hinfahren, gibts kein LAN aber wunderschöne Strässchen für meinen kleinen Roller

    Gruss Vauzwo

  • Urlaub ist gut. Mein Feierabend beginnt mit dem Aufstehen. Scheintote ältere Herren müßen nicht mehr arbeiten

    Vauzwo