Fazit und Erfahrungen nach 25.000 Km mit der schönen Rally

  • Meine Rally hat jetzt gute 25.000 Km drauf.
    Mich überkam es mal ein paar Zeilen dazu zu schreiben....
    Ich habe die Rally mit ca. 8.000 Km im Dezember 2016 aus erster Hand gekauft.

    Danach wurden auf Garantie die üblichen Dinge wie Auspuffklappe (defekter Stellmotor)
    und Tankanzeige erledigt.
    Aussergewöhnlich war, dass die Lager der Nockenwellenzahnräder hinüber waren.
    Ein immer lauter werdendes Tickern aus dem Breich Zylinderkopf machte mich sehr unruhig.
    Alle 1200er tickern etwas aus dem Bereich der Zylinderköpfe , aber bei meiner wurde es immer lauter ...

    Diagnose anlässlich der 20.000 Km Inspektion :
    Defekt an den Nockenwellenzahnrädern. Es ist wohl ein sehr vereinzelt auftretendes Problem,

    welches im englischensprachigem Caponordforum ausführlicher besprochen wird:
    http://www.apriliaforum.com/forums/showthr…-tick-tick-tick
    Die Reparatur wurde vollständig über die Car Garantie anlässlich der 20.000 Km Inspektion abgewickelt.
    Dabei wurde ich bestens betreut vom Vertragshändler Vince Johnson in Viersen ( Performance Bike)
    Imho sehr zu empfehlen !!!
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    Der Spritverbrauch liegt bei ca. 6,5 Liter mit hoher Scheibe bei zügiger und lebensbejahnder Fahrweise.
    Ölverbrauch ist so gering, dass er kaum messbar ist.
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    Reifen : Pirelli Scorpion Trail2 (mittlerweile 3. Satz) ==> funktioniert in allen Lebenslagen bestens und hält ca. 8.000 KM.
    Der Metzeler Tourance Next (Originalbereifung) vermittelte nicht ganz so
    das 100 % Vertrauen bei sportlicher Fahrweise und bei Nässe.
    Aber das ist immer auch eine Kopfsache und sicher nicht 100 % objektiv

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    Bremsbeläge

    Die Originalbeläge sind jetzt bei 25.000 ziemlich am Ende.
    Ich werde genau diese Brembos wieder montieren.

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    Spassfaktor : extrem hoch

    Reise-Ergonomie : extrem hoch

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    Vergleich mit mitfahrener R1200 GS Adventure (Lc von 2016) auf 3 Reisen über ca. 9.000 KM :
    -im ganz engen Kurvengeläuf mit teilweise einspurigen Tornantis (180 Grad Kehren) verliert man,
    da die Caponord (trotz Kürzer Übersetzung) mit ihrer Mindestdrehzahl von 2.500 bis 3.000 rpm
    immer etwas zwischen den Seilen hängt..., während die BMW auch mit 1.500 rpm voll nach vorne drückt.
    Es gibt die Alternative mit scheifender Kupplung und/oder immer einen Gang tiefer zu fahren.
    Trotzdem ist die GS nach einer 180 Grad Kurve im engen Geläuf immer ein paar Meter weg.

    Man kann eben nicht alles haben. Dafür finde ich meine schöne Rally
    aber auf jedem Parkplatz wieder und habe auch ganz erheblich weniger
    Geld bei der Anschaffung bezahlt.... :)

    Die BMW verbraucht auf Reisen immer gut einen Liter weniger Sprit.

    Technische Probleme unterwegs gab es während 3 Reisen mit ca. 9.000 KM
    bei keinem der beiden Mopeds.

    Kurze Schottereinlagen auf Sardienien verkraftetet die schöne Rally absolut
    problemlos und auch nicht schlechter als die GS-Adventure .

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    Veränderungen / Verbesserungen:
    Fernlicht. Das ist hier schon sehr gut von Stefan (SL1975) beschrieben worden.
    Mit einfachen Mitteln kann man das Abblendlicht auch bei Fernlicht zugeschaltet lassen.

    Übersetzung

    Absolut zu empfehlen ist eine etwas kürzere Übersetzung. Ich habe hinten 2 Zähne mehr drauf.

    Windschutz

    Nach diversen Experimenten mit verschied. Scheiben, habe ich mit dem
    MRA X-CREEN SPOILER KLAR XCTA auf der Originalscheibe der Rally
    die beste Lösung hinsichtlich Lautstärke und Windschutz
    für mich mit 1,80 Meter Grösse gefunden.

    Kettenoiler
    Dankenswerterweise hatte der Vorgänger schon einen elektrischen Scottoiler montiert.
    Er funktionierte bis jetzt nahezu problemlos, hatte nur einmal Luft im System und musste einmal unten am Ölaustritt gesäubert werden.
    Die Kette ist trotz einiger Winterfahrten und null Pflege (ausser dem Kettenoiler)
    nach 25.000 KM noch im grünen Bereich.

    Hauptständer nachgerüstet.
    Wird spätestens beim Rädernwechsel und/oder Kettenspannen immer wieder gerne in Anpruch genommen...

    Original Heizgriffe
    hatte der Vorbesitzer schon nachgerüstet.
    Sind imho eher nicht zu empfehlen, da die Heizleistung bei wirklicher Kälte deutlich zu schwach ist.
    Als Goodie unterwegs an kühleren Tagen sind sie Ok, aber deutlich schwächer als die Nachrüstgriffe von Daytona und ähnl. Herstellern.

    Navi

    Ich habe ein TomTom Rider 400 an einer Querstange der Scheibenhalterung.

    Das Gerät ist preiswert und absolut OK, bietet aber natürlich nicht den Funktionsumfang wie das Topgerät von Garmin. (Stichwort Höhenangaben, permante Aufzeichnung, Möglichkeiten von anderem Kartenmaterial etc...)


    Tankrucksack
    Ich
    habe (wie auch auch anderen Mopeds) das Quicklock-System von SW- Motech
    und benutze im Wechsel 2 Tankrucksäcke (gross und klein)
    Ich möchte das System nicht mehr missen.

    Sitzbank
    Ich habe die etwas niedrigere Gel-Fahrerbank nachgerüstet.
    Es ist Geschmackssache. Ich wollte gerne eine etwas geringere Sitzhöhe.
    Aber die Ergonomie bzw. der Sitzkomfort der Originalbank ist auch sehr gut.

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    Fazit
    die schöne Rally mit ihrem je nach Sonnlicht herrlich strahlendem freundlichem Orangeton :love
    macht sehr viel Spass,
    ist ein idelales Reisegefährt welches sich auch auf längeren Strecken sehr ergonomisch
    und ohne Proleme stundenlang fahren lässt.
    Sie bietet mit ihrem Fahrwerk die ideale Kombination zwischen
    -dem Wegbügeln unebener Strassen (einschliesslich Schottertauglichkeit)
    und
    -dem bei Bedarf notwendig straffem Fahrwerk beim lustvollen Angasen auf ebenem Asphalt .

    Mit anderen Worten: Ich hatte in meiner längeren Mopedkarriere noch kein Motorrad mit einem derart gutem und vielseitigem Fahrwerk !! :dup

    Die Bremsen sind ausgezeichnet und der Sound ist nach wie vor fazinierend.
    Die Koffer sind gut und die optionale Möglichkeit des "Topladers" sind sehr gut.

    Auf normalen Strassen vermisst man bei lebensbejahender Fahrweise keinerlei Leistung.
    Ich denke, wenn jemand auf der Landstrasse erheblich schneller ist,
    (was immer vorkommt bzw. vorkommen kann und wird )
    liegt es nicht am Material aus Noale ... ;)

    -------------Um auch mal ein paar Punkte des Jammerns auf höchtem Niveau dazuzugeben... :
    -Der Tempomat ist stark verbesserungswürdig da eine Plus/Minus Taste fehlt
    -Der Benzinverbrauch von 6,5 Liter auf langen Strecken könnte gerne einen Tick niedriger sein.
    -Es fehlt als Goodie eine Restreichweitenanzeige, da die Benzinstandanzeige sehr ungenau ist.
    -bei längerem Wolkenbruchartigem Regenbeschuss sind die Koffer nicht 100 % dicht.
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    Trotz zwischenzeitlicher Überlegung .... mal eine KTM auszuprobieren... bin ich immer wieder/noch begeistert mit der schönen Rally den Asphalt unter die Räder zu nehmen,
    mich an Fahrwerk, Sound, Ergonomie und Optik zu erfreuen
    und

    träume schon von Sardienien *1) 2019 .... 8) :)


    *1) wer noch nicht da war ... :Vorsicht die Insel beinhaltet akute Suchtgefahr .... :super


    ---------------------------

    gefundene Tippfehler bitte ignorieren bzw. einfach behalten... :)

    9 Mal editiert, zuletzt von aw99a (6. Juli 2018 um 00:18)

  • Hallo Andreas,

    sehr schöne und ausführliche Zusammenfassung. Die habe ich erst mal an einen Freund weitergeleitet, der nach 10 Jahren GS jetzt mit einer Rally liebäugelt.
    Am Montag macht er eine Probefahrt, bin mal auf sein Fazit gespannt.

    Gruß
    Stephan

  • Toller Bericht. Danke.

    Allerdings fahren mir die GS nicht weg, man muss halt schalten. Unter 3000 1/min hat die GS haushoch die Nase vorn, stimmt.
    Gerade dieses Wochenende Schwarwald und Vogesen mit Spitzkehren mit GS’ 12, 14 und 18 Adv. Mag allerdings auch an anderem setup der TP liegen mit 17 Zoll vorne?

    Allerdings schaffe ich auch keine 6,5 Liter, da steht dann eine 8 vor dem Komma.

    Gruß
    Dinoz

    Sammelt fleißig grüne Smileys innerorts!:zylinderboy

  • Toller Bericht. Danke.

    Allerdings fahren mir die GS nicht weg, man muss halt schalten. Unter 3000 1/min hat die GS haushoch die Nase vorn, stimmt.
    Gerade dieses Wochenende Schwarwald und Vogesen mit Spitzkehren mit GS’ 12, 14 und 18 Adv. Mag allerdings auch an anderem setup der TP liegen mit 17 Zoll vorne?

    Allerdings schaffe ich auch keine 6,5 Liter, da steht dann eine 8 vor dem Komma.

    eine einspurige 180 Grad Kehre wie z.B. in Südfrankreich (col de turini, Col de Braus )
    oder
    auf kleinsten Pässen in den Dolomiten oder auch selten auf Sardienien
    lässt sich teiweise nur im ersten
    oder (mit viel Glück und etwas Gottvertrauen, dass von unten/oben niemand kommt und kein Split in der Kurve liegt )
    im 2. Gang fahren .
    Dabei kommt man in den Bereich 3.000 rpm und darunter.
    dann gib es 2 Möglichkeiten :
    -Kupplung schleifen im 2. Gang,
    -gegen die Hinterradbremse im 1. Gang fahren (Minimieren von Lastwechsel im 1. Gang)
    Anyway egal wie Du zauberst...
    Bei gleichwertigen Fahrer zieht Dir die R12000 GS LC (also das Modell ab 2015)

    die Ohren lang und zoomt sich weg.

    Ich denke das hat nix mit 17 oder 19 Zoll Vorderrad zu tun,
    ==> Es geht um die Motor-Charakteristik.
    Die gute Caponord will mindestens 2.500 rpm sehen (eher 3.000 rpm)

    Die GS neuster Bauart fährt da noch mit 1.500 rpm (wie ein Schifssdiesel) ohne grossen Ruckeln rum
    und drückt dann mit soviel Drehmoment hoch, dass Du (immer bei gleichwertigem engagiertem Fahrer)
    einfach kein Land siehst.

    Ist aber immer schwer zu vergleichen, wenn man den anderen Fahrer nicht sehr gut kennt
    und
    diese und die eigene Fahrweise und Qualität einigermassen objektiv beurteilen kann..

    Nicht missverstehen, imho hat die Caponord mit dem ADD ein ausgezeichntes Fahrwerk,aber der Schwerpunkt ist im Vergleich zum modernsten Boxer etwas höher,
    und der V2 lässt sich nicht mit 2.000 rpm im 2. Gang um die Ecke zirkeln...

    Dafür entschädigt aber die Akustik beim Auffholen auf den nächsten paar Meter Gerade... :-)))
    und..
    dieser Unterschied tritt wirklich nur auf ganz engen (also extrem langsamen) Passagen auf.
    Sobald es nicht mehr einspurig um die Ecke geht und Du im 2. Gang sicher über 3.000 rpm bleibst,
    ist alles Ok,
    dann gwinnt die GS gar nicht bis nicht nicht nennenswert.
    Da entscheidet den "Shootout" (*wenn es in den tollen 5 Minuten mal darauf ankommt*)
    eher die Tagesform des Fahrers...

    Der Vebrauch ist sehr sehr unterschiedlich.Deshalb auch meine Kritik mit der fehlenden Restreichweitenanzeige .
    Zwischen 8 Liter und rund 6 Liter ist innerhalb einer Tour
    bei sehr unterscheidlichen Landstrassen und Tempo auf denselben
    (von gemütlich bis "jetzt schauen wir mal wo der Bartel den Most holt)
    alles drin.

    D.h. nach ca. 200 Km in der Pampa ohne dichtes Tankstellennetz stellt sich die Frage ...Scheeii.... Jetzt schon wieder tanken oder schaffe ich noch 100 ...??? (* Das ist in Deutschland mit seinem dichtem Netz von Tankstellen natürlich uninteressant. *)
    Da die Rally als Tourer konzipiert wurde , wäre so ein Feature nett gewesen.
    Klar gehts auch auch ohne (nach guter Väter Sitte den Tages-km Zähler im Auge halten und immer vom schlimmsten Fall ausgehen) .

    Egal ...ich hatte in Sardieninen und Südfrankreich sehr viel Spass mit der schönen gelben Rally ... 8) :love
    und ...

    habe dabei mehr Tankstellen kennengelernt, als der Kumpel mit seiner GS ... :)

    3 Mal editiert, zuletzt von aw99a (6. Juli 2018 um 00:27)

  • In der Tat fahre ich Kehren im Ersten gegen die Hinterradbremse. Sonst wie Du sagst zoomt sich die BMW weg. Die Drehzahl nicht unter 3000 kommen lassen. Falls das nicht geht, keine Chance und die BMW ist was weg, bis die Drehzahl stimmt.

    Nicht falsch verstehen, ich will hier keine Fahrer oder irgendwas in Frage stellen. Meine Erfahrung ist halt eine andere auf deutschen Straßen. Ich denke der Conti Sport Attack tut da auch was mit bei. Der taugt wahrscheinlich nix in Südfrankreich oder Sardinien.

    P.S. Die unmerklich regelnde TC ist bei mir aber auch aus, dann. Ist da im Süden wahrscheinlich auch nicht sinnvoll.
    P.P.S. Aprilia hat das Touren scheinbar nur als notwendiges Übel in‘s Lastenheft geschrieben. Deshalb kam ja auch Deine Rally nach, das war dann der Tourer, ohne Resonatorbox kam am Anfang unter 6000 nicht wirklich was...Heizgriffe gab‘s ja auch nicht in der TP...

    Gruß
    Dinoz

    Sammelt fleißig grüne Smileys innerorts!:zylinderboy

    Einmal editiert, zuletzt von Dinoz (2. Juli 2018 um 20:02)

  • Zitat

    ...Heizgriffe gab‘s ja auch nicht in der TP...

    Also meine TP hat die original Heizgriffe und die Verkabelung ist meines Wissens auch bei allen bereits vorgerüstet.

    Gruß
    Stephan

  • Meine hatte die nicht original. Die musste ich nachrüsten. Die Kabel/Stecker sind an den Griffen und der Schalter ist von vornherein mit drin. Schau mal bei Aprilia im Zubehör shop.
    Kann sein, daß spätere Modelle (meine ist 2013) die Griffe ab Werk haben, aber das wäre mir neu.

    Gruß
    Dinoz

    Sammelt fleißig grüne Smileys innerorts!:zylinderboy

  • Imho waren die Heizgriffe bei keinem Modell serienmässig dabei.

    Man kann sie nachrüsten. Die Anschlüsse sind vorne im Cockpit vorhanden.

    Die Traktionskontrolle habe ich auf bekanntem Terrain fast immer auf "1".
    Man merkt beim Rausbeschleunigen aus den Ecken einen spürbaren Unterscheid zur Stellung "3".

    Bei unsicherem Untergrund (rutschig, feucht oder unklarer Zustand) steht die TK aber immer gerne auf "3"
    Dabei signalisiert die gelbe Warnlampe sehr schön wie es um den Grip steht...

    Das empfinde ich äusserst angenehm und man ist oft erstaunt,
    dass man leichten Schlupf hat, ohne irgendetwas davon zu spüren ...

    bzw. ohne dass das interen Popometer dieses Signal gegeben hätte...

  • Mit meinem Post wollte ich nur sagen, dass es die Heizgriffe auch für die TP gibt, nicht dass sie serienmäßig sind. Das war mir schon klar ;)

    Gruß
    Stephan