Presse Bericht über die 2017er Tuono

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    Tuono V4 1100 Factory
    Über-Hammer von Aprilia

    Kein Mensch braucht ein 175 PS starkes Naked Bike. Wer die neue Aprilia Tuono V4 1100 aber einmal gefahren ist, könnte in die Verlegenheit kommen, das Gegenteil zu behaupten. Denn der Über-Hammer hat alles, was süchtig macht.

    Aprilia lebt zu recht von ihrem Image, technisch hochinteressante Motorräder zu bauen, was sich allerdings im Markterfolg nicht so recht widerspiegelt. Zwei Jahre nachdem die Norditaliener die jüngste Version der Tuono mit Namen V4 1100 auf den Markt gebracht haben, folgt nun eine gründlich modifizierte Version. Und gleich vorweg gesagt: Uns ist beim Fahren nicht nur Hören und Sehen vergangen, wir haben auch unser inneres Gleichgewicht verloren.

    Eine Neigungswinkel von 48 Grad lässt einiges an Kurvengeschwindigkeit zu.
    Die Frage nach dem "Warum" ist schnell, aber nur unpräzise zu beantworten: Dieses Power-Naked-Bike ist kein Hammer, es ist schlichtweg der Über-Hammer. Ein die Sinne raubender V4-Motor, ein für des Fahrers Ohren köstliches Stimulans, ein Präzisionsfahrwerk erster Güte, eine Sahne-Bremsanlage mit allen aktuell nur vorstellbaren Finessen und ein Elektronik-Paket, das den Vergleich mit dem bajuwarischen Wettbewerber nicht scheuen muss, sind die Bestandteile dieses Werkzeugs. Dass es mindestens 17.000 Euro kostet und dazu ein bisschen mehr Treibstoff verbraucht als manch anderes (Zweirad-)Spielzeug, rückt bereits im Moment des Anlassens weit in den Hintergrund.

    Brachiale Leistung trotz Euro-4-Norm

    Seit 2002 gibt es unverkleidete Ableger der Aprilia Superbikes, die traditionell das Modellkürzel RSV tragen. Die Tuonos sind deren nackte Ableger, ultrastark und dank ihrer direkten Abstammung auch sehr leicht. Die motorseitige Beinahe-Identität hat Aprilia 2011 durch die Entwicklung eines speziellen Tuono-Triebwerks beendet. Seither beträgt der Hubraum des Tuono-Aggregats 1077 Kubikzentimeter, während die RSV-Brennräume weiterhin bei 999 Kubik liegen. Mehr Leistung vor allem im meistgenutzten mittleren Drehzahlbereich und möglichst gute Umgangsformen im Alltagsbetrieb waren die Ziele und die wurden auch erreicht. 2015 holte sich die Tuono V4 1100 den Titel des stärksten Naked Bikes der Welt, waren doch immerhin 175 Pferde vor den noch nicht mal 210 Kilogramm wiegenden Karren gespannt worden.

    Mit an Bord: Eine Sahne-Bremsanlage mit allen aktuell nur vorstellbaren Finessen.

    Diesmal ging es nicht um noch mehr Power, sondern ums Bewahren der hervorragenden Leistungswerte unter den erschwerten Bedingungen der Euro-4-Norm. Die Entwickler liefern hier ganze Arbeit: Weiterhin werden 175 PS bei 11.000 Kurbelwellenumdrehungen präsentiert, das maximale Drehmoment fällt mit 121 Newtonmeter bei 9000 U/min auch nicht gerade mickrig aus. Eine diffizile Bearbeitung der Triebwerks-Innereien und eine leistungsfähigere Motor-Elektronik führen ebenfalls dazu, dass das Leistungsband noch breiter als zuvor wird: Der Drehzahlbegrenzer greift bei der 2017er-Version erst 500 Umdrehungen später ein als zuvor, also bei 12.500 U/min. Wie bisher sind drei Motor-Mappings angelegt, der Wechsel zwischen ihnen wurde vereinfacht. Unter der Euro-4-Kur hat der Auspuffsound nicht wirklich gelitten; das dem Endtopf entströmende Geräusch betört in jedem Drehzahlbereich die Sinne. Frei nach dem Motto: Lieber den maximal möglichen Umweg wählen als die direkte Strecke zum Ziel.

    Auf höchstem Niveau

    Wer zum Beispiel in den südlichen Alpen gezwungen ist, bei Nässe unterwegs zu sein, freut sich über die sehr sensibel reagierende Traktionskontrolle, denn die Kombination von nasser Fahrbahn, einstelligen Temperaturen und den auf der Factory-Version montierten Pirelli Supercorsa ist recht unvorteilhaft. Trockene Straßen am Nachmittag bescheinigen dem Fahrwerk, dass Aprilia alles richtig gemacht hat: Superstabil umrundet die Tuono Biegungen aller Radien, kennt dazu so gut wie kein Aufstellmoment beim Bremsen in Kurven. Das relative Leichtgewicht von 209 Kilogramm erfordert nur einen leichten Druck am Lenker, schon geht die Tuono auf Kurvensuche. Ein uneingeschränkter Spaß. Die vom Superbike RSV4 übernommene NiX-Gabel des renommierten Zulieferers Öhlins, die in der Factory-Version zum Einsatz kommt, macht ihre Sache gut und trägt zudem mit einer Gewichtsersparnis von 850 Gramm dazu bei, dass die Tuono schlank und rank bleibt.

    Ein leichter Druck am Lenker reicht und schon geht die Tuono auf Kurvensuche.

    Dank des enormen Leistungspotenzials des V4 schrumpfen die auf Gebirgsstraßen vorhandenen Geraden extrem, sodass die Bremsanlage bei engagierter Fahrt zeigen kann, was sie drauf hat: Die radial montierten Monoblock-Vierkolbenzangen in Verbindung 33-cm-Scheiben mit feinsten Belägen und Radialpumpe sind von höchster Wirksam- und bester Dosierbarkeit. Selbst für hartes Verzögern genügt in der Praxis ein Finger. Überzeugend ist die Transparenz der Bremse, sie entspricht derjenigen des Fahrwerks, arbeitet wie dieses auf höchstem Niveau.

    Schräglagenanzeige bei 48 Grad

    Viel investiert hat Aprilia auch in die Aufrüstung der Elektronik, denn selbst nach nur zwei Produktionsjahren gibt es in diesem Bereich Verbesserungsmöglichkeiten. Diese sind bei der neuen Tuono V4 unübersehbar: Das neue TFT-Display ist ein echter Fortschritt und nunmehr dank klarer Struktur und hohen Kontrasten gut ablesbar. Ob alle Informationen - wir kamen auf 13 grafische oder digitale Angaben - wirklich sein müssen, sei dahingestellt. Aber möglicherweise gibt es ja Piloten, die selbst bei 48 Grad Schräglage noch ein Auge für die Schräglagenanzeige haben.

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    Im Hintergrund wurde das gesamte Regelungssystem aufgerüstet: APRC heißt es, Aprilia Performance Ride Control. Ganz vorne rangiert das neue Race-ABS mit Kurvenfunktion. Natürlich ist es weiterhin deaktivierbar, zudem auf Stufe 1 aufs Vorderrad beschränkbar. Für den Verkehr auf öffentlichen Straßen bedeutsamer sind die Stufen 2 und 3, bei denen jeweils Vorder- und Hinterrad beaufsichtigt werden und die Schräglagenerkennung aktiviert ist, aber unterschiedliche Eingriffsschwellen definiert sind. Die Traktionskontrolle ist achtfach einstellbar, die Wheelie- und die Launchkontrolle je dreifach. Zudem arbeitet der Quickshifter nunmehr in beide Richtungen.

    Wie schon angedeutet: Fahren mit der neuen Tuono hat ein hohes Suchtpotenzial: Motor, Fahrwerk, Sound und Elektronik in Verbindung mit einem vorzüglichen Handling sind die Faktoren für grandiosen Fahrspaß. Der kann kein Schnäppchen sein und ist es auch nicht, wobei der Kaufpreis - die RR kostet rund 17.000 Euro, die Factory rund 18.500 Euro - nur die Erstinvestition ist, denn auch der Unterhalt ist nicht billig. Aber sei's drum: Wer es sich leisten kann, erhält mit der Aprilia Tuono V4 1100 ein rundum faszinierendes Hyper-Naked-Bike. Dass der Fahrer auf nasser Straße völlig "eingesaut" wird und die Gefahr von gelegentlichen Tempoverstößen realistisch ist, muss man allerdings stets mit einkalkulieren.

    :italia:italiab-m-ws-u-z-u-k-ih-o-n-d-a
    :super:super:super

    Gruss an alle aprilia Biker
    Claudio

    Liebe Grüsse

    Claudio

    Mein Motto:

    Das leben ist zu kurz, um langweilige Motorräder zu fahren. :italia:wink