Rahmenbruch - Austausch verboten?

  • Hallo zusammen,

    ich bin grade leicht verärgert über die Werkstatt meines geringsten Misstrauens. Hintergrund ist folgender:

    ein Freund von mir hatte leider vor kurzem einen Unfall mit seiner Shiver. Das wichtigste - er ist verletzt, aber er wird ohne bleibende Schäden davon kommen. Seine Shiver sieht eigentlich auch ganz gut aus, aber leider ist das linke Alu-Rahmenteil (Schwingenhalter) an der Stelle, an der der Heckrahmen angeschraubt ist, gebrochen.

    Nachdem dieses Teil ja für rund 350 EUR bestellbar ist, war ich jetzt der Meinung, der Schaden ließe sich mit überschaubarem Aufwand reparieren. Nun kam die Überraschung - mein Freund hat das Moped bei unsere Aprilia Werkstatt transportieren lassen, und laut deren Auskunft darf das Rahmenteil nicht einzeln getauscht werden. Der Austausch eines einzelnen Rahmenteils wäre von Aprilia Deutschland untersagt, es müsse immer der komplette dreiteilige Rahmen getauscht werden. Soweit die Aussage des Firmeninhabers. Auf telefonische Nachfrage hat mir der Geselle dies bestätigt und erklärt, dass durch den Austausch eines einzelnen Teils die Rahmengeometrie beeinflusst würde. Der Werkstattmeister, den ich immer als kompetent und fair eingeschätzt hatte, ist leider zurzeit in Urlaub.

    Ehrlich gesagt fühle ich mich aktuell etwas verarscht und frage mich, ob die Leute dort einfach nur inkompetent sind oder ob mein Freund über den Tisch gezogen werden soll. Dass der komplette Rahmen auf weitere Schäden untersucht werden muss, ist klar. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Aprilia ein Ersatzteil verkauft und gleichzeitig den Werkstätten die Montage verbietet. Und dass die Rahmengeometrie beeinflusst wird, sollte doch wohl ein Scherz sein. Oder ist die Fertigungstoleranz bei Aprilia so schlecht, dass die Rahmenteile immer individuell aufeinander angepasst werden müssen? Dann dürfte Aprilia doch nur komplett vormontierte Rahmen verkaufen.

    Natürlich besteht immer noch die Möglichkeit, dass der Händler die Wahrheit sagt. Daher würde mich mal interessieren, ob hier jemand dessen Aussagen bestätigen kann.

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  • Ich habs auch mal selbst ersetzt, weil bei einem Rempler die Rastenhalterung brach. Ist kein Problem gewesen. Habs bei Wendel bestellt. Wenn man es nicht dürfte, dann würden die es doch nicht einzeln verkaufen oder zumindest darauf hinweisen das man es nicht darf?!

    :angry1 Gut fahren zu können, bringt nix, wenn andere zu blöde dafür sind :angry1

  • Also mal rein Technisch gesehen, sollte man bedenken welche Kräfte auftreten wenn ein Teil reisst oder bricht.
    Die Materialdehnung geht dann über die Belastungsgrenze, diese wird natürlich auch bis zum Bruch oder Riss des Materials an den Befestigungspunkten übertragen.
    Ist die Dehngrenze des Werkstoffes erreicht, bricht dieser.
    Der Teil woran er befestigt war, hat diese Kräfte natürlich auch abbekommen, ist aber nicht gebrochen.
    In wie weit eine Dehnung oder Streckung der Halterung vorliegt kann nur ein Metallurge feststellen.
    Wenn Verformungen vorliegen sind die Dehngrenzen fast erreicht und schwächen das Material, wird jetzt zurückgedehnt oder gerichtet wird das Material erneut geschwächt.
    Dadurch sind Brüche automatisch vorgegeben.
    Durch den Unfall wurde natürlich auf mehr Teile eine erhebliche Kraft ausgeübt als nur auf die eine Schwingenseite, der Schwingendorn überträgt die Kräfte auch auf die andere Seite.
    Das der Techniker da auf Sicherheit gehtl und alle Betroffenen Teile tauschen will, ist verständlich.
    Materialbrüche in Mikrobereich kann man nur durch Röntgenanalyse sehen.
    Das ist Teuer und aufwendig, da wird wohl der teiletausch billiger kommen.

    das muss man sich immer vor Augen halten.
    Ein Richten des Rahmens, wenn er verzogn ist, schwächt das Material weiter und die Streckgrenze ( Festigkeit) des Material wird herabgesetzt.

    LG
    Harry

  • Hi,

    wenn einer der oberen Befestigungspunkte abreisst,
    ist sehr wahrscheinlich der Hauptrahmen mit betroffen. :denk ?(
    Deshalb die Aussage der Werkstatt.

    LG Helmut

    Zuvill un zuwing is a Ding. :]

  • Abg Brötchen ist allerdings nur die angegossene Nase, an der der Heckrahmen angeschraubt ist. Änder Stelle ist nicht n nicht gerade viel Material vorhanden. Die oberen Befestigungspunkte sind nicht betroffen.

    Und unter der Voraussetzung, dass bei einem Sturz immer ziemliche Kräfte auf das Fahrzeug einwirken, dürfte dann ja jeder Unfall ein Totalschaden sein, da man ja nie weiß, ob nicht irgendwo Mikrobeschädigungen vorliegen. Dann muss ja jede Werkstatt immer auf Nummer sicher gehen.

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  • Ich geb mir mal hier den **Klugscheissermodus**, damit der Shitstorm gleich etwas weniger heftig wird...

    Solange Du in der Dehnung, also der elastischen Verformung bleibst ist doch alles super. Allenfalls droht ein Ermüdungsbruch, wenn Du die Dehnung zu oft wiederholst (Low Cycle Fatigue), oder ein Schwingungsbruch wenn die Wiederholungen zu schnell sind (High Cycle Fatigue)...

    Erst wenn die Verformung in den plastischen Bereich kommt wird es spannend. Das Erreichen der Streckgrenze ist sogar schon hinter dem plastischen Bereich und führt wie schon ausgeführt unweigerlich zu Bruch.
    Bei Aluminium gibt es i.d.R. ein "gefühlt weiches" Erreichen der Streckgrenze, weil das Material keine Kaltverfestigung kennt. Wenn es weich wird ist es schon vorbei...
    Aber das ist hier nur ein Sidestep.

    Unsere Unfallsituation geht über ein reines Erreichen der Streckgrenze hinaus, weil wir einen Impuls auf das Bauteil ausüben. Dabei kommt es zu einem Effekt, bei dem der Bruch die gesamte einwirkende Energie mit einem Schlag abbaut und keine Energie in das Bauteil einleitet.
    Das Bauteil nimmt also keinen weiteren Schaden und überträgt auch keine Überlastung.
    Wenn also das Bauteil bei dem Schaden nicht an anderer Stelle noch verformt wurde, kannst Du darauf hoffen, das keine weiteren Bauteile beschädigt wurden.

    Ob das greift, hängt natürlich stark von der Aufprallgeschwindigkeit ab...

    Hätte Gott gewollt, dass Moppeds sauber sind, wär' Spüli im Regen...

    Fahren statt putzen...

    • Offizieller Beitrag

    Mein Rahmenteil wurde durch ein UMfaller beim Wenden beschädigt. Oberes Befestigungsauge für die Fußraste.
    Hatte mir das Teil von meinem Händler, (Hebeler in Allendorf Rennertehausen) bestellt und wollte den Tausch selber machen, habe es aber aus Zeitgründen nicht hin bekommen und es ihn mit der 20'000er Inspektion mitmachen lassen. (Preis der Inspektion war dementsprechend :huh: )
    Da war kein Ton von:... sollte man nicht
    oder muss mit weiteren Teilen getauscht werden.

    Ich würde den Aussagen der zwei Mech. nicht zu viel Gewicht geben.

    .

    Glück kann man nicht kaufen - aber ein Motorrad und damit fahren - dann ist man ganz nah dran. :)
    - (über 116.000km (seit Sept. 2011) mit zwei Shiver 750) - seit >40 tkm mit >MEGAöler = GPS-Kettenöler
    -vogelsberg-f6fo8.png
    ...das größte zusammenhängende Vulkangebiet Mitteleuropas. (Wikipedia)